Di, 24.11.09, 20 Uhr, Infoladen, Ludwigstr. 37, Halle/S.
Vortrag von Lou Marin zu M.K. Gandhis libertärem Anti-Kolonialismus

Lou Marin übersetzte das von Ashis Nandy verfaßt Buch "Der Intimfeind - Verlust und Wiederaneignung der Persönlichkeit im Kolonialismus". Die dt. Ausgabe leitet Lou Marin mit der Rezeption von M.K. Gandhis libertärem Anti-Kolonialismus ein.

Der Intimfeind
In der BRD ist weitgehend unbekannt, dass in Indien und im gesamten englischen Sprachraum nach Gandhis Tod vielfältige Strömungen der Gandhi-Rezeption entstanden sind, u. a. eine Strömung der libertären Gandhi-Rezeption. Dazu zählt auch der indische Sozialpsychologe Ashis Nandy, der mit seinem Buch "Der Intimfeind", im Original bereits 1983 erschienen, gleichzeitig zu den Mitbegründern der "Post-Colonial Studies" gehört. Nandy definiert den Kolonialismus hauptsächlich kulturell als eine Ideologie, die in Großbritannien Werten wie Stolz, Männlichkeit, Disziplin und technologischer Überlegenheit zu einem dominanten Rang verhalf. Nandys These ist: Eine erste Welle des Anti-Kolonialismus in Indien wollte auch noch im Widerstand eben diese Werte in Indien durchsetzen. Sie sei dadurch trotz ihres Anti-Kolonialismus im kolonialen Wertekanon verhaftet geblieben. Mit Beginn der Prägung der Unabhängigkeitsbewegung durch Gandhi sei jedoch eine weichere, androgyne, technik-, staats- und patriarchatskritische Konzeption des Anti-Kolonialismus entstanden, die außerhalb des kolonialen Rahmens gewirkt und besonders den hohen Frauenanteil an den Massenaktionen der Unabhängigkeitsbewegung hervorgerufen habe.

Der Autor
Ashis Nandy (geb. 1937) ist einer der bekanntesten politischen Psychologen und Soziologen Indiens, dabei seinem unabhängigen Denken immer treu geblieben. Er gilt als Mitbegründer der weltweiten "Post-Colonial Studies" und ist seit langem Direktor des "Centre for the Study of Developing Societies" in Delhi. Nandy schrieb eine Reihe von Berichten zur Lage der Menschenrechte und beteiligte sich aktiv an sozialen Bewegungen gegen Krieg, für alternative Formen der Wissenschaft und Technologie und für das Überleben von Kulturen. Er ist Mitglied der "Human Rights Initiative" des Commonwealth, des "International Network for Cultural Alternatives to Development" und der "People's Union for Civil Liberties", der ältesten und größten Menschenrechtsorganisation Indiens.

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Rezensionen:
• Der indische Anti-Fanon - Ashis Nandy über Gandhi als postkolonialen Theoretiker analyse & kritik
• Indigener, subalterner oder postmoderner Gandhi? graswurzel 326
• Der Intimfeind ... oder wie der Kolonialismus uns alle kolonisiert graswurzel 332
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Kritik entlang Ashis Nandys Begriff von Anti-Kolonialismus:
• Mugabes Regime verwaltet das rassistische Erbe des Kolonialismus graswurzel 331
• Autoritäre Attitüden nach der Unabhängigkeit
Wenn Befreiungsbewegungen die Macht ergreifen, prägt häufig militärisches Denken den Regierungsstil. inwent

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