Kein ruhiges Hinterland
Proteste von Flüchtlingen in Friedersdorf und Marke - Kundgebung und Demo in Bitterfeld
Vergangenen Donnerstag, am 29.11.2012, fanden sich rund hundert Flüchtlinge und UnterstützerInnen zu einer Kundgebung und Demo in Bitterfeld zusammen um gegen die Zustände in den Lagern Friedersdorf und Marke (Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Sachsen-Anhalt) zu protestieren und ihrer Forderung nach der sofortigen Schließung der Lager Nachdruck zu verleihen. Für mehrere Stunden ging der Demonstrationszug durch die Innenstadt von Bitterfeld mit einer Zwischenkundgebung an der Ausländerbehörde. Flugblätter über die katastrophalen Zuständen in den Unterkünften wurden verteilt. Viele BürgerInnen beobachteten interessiert bis abweisend die Demonstrierenden. Einen Aufzug dieser Art und in der Größe gab es Bitterfeld bisher noch nie.
Einen detaillierten Einblick in die Zustände in Marke und Friedersdorf gibt es hier:
Leben im Lager Marke //
Leben im Lager Friedersdorf
Bereits vor der Demonstration am 19.11.12 wurde im Vergabeausschuss des Landkreises der Vertrag mit dem Betreiber des Lagers Friedersdorf für ein weiteres Jahr verlängert. Diese Entscheidung fiel auch vor einer offiziellen Begehung der Unterkunft durch Mitglieder des Kreises. Das wirkliche Ausmaß der „Mängel“, wie unhaltbare Lebenszustände im Behördendeutsch genannt werden, wurde nach Jahren erst da voll und ganz deutlich und von den Verantwortlichen zur Kenntnis genommen.
Die Proteste bis die Lager Friedersdorf und Marke geschlossen sind, werden also weiter gehen! Bereits seit einigen Jahren gibt es an einzelnen Orten immer wieder Proteste von Flüchtlingen, die in Sachsen-Anhalt leben müssen. Nun ist aber eine breitere Vernetzung und Mobilisierung ins Rollen gekommen und nach den Kämpfen rund um das Lager in Möhlau haben sich auch die BewohnerInnen anderer Lager entschlossen Widerstand zu leisten und für ihre Rechte zu kämpfen.
Zur Dokumentation
Deklaration und Förderung der Flüchtlinge in Bitterfeld, Sachsen Anhalt
Wir Flüchtlinge sind in die Flüchtlingslagern in Friedersdorf und Marke abgeschoben, dort isoliert und gedemütigt worden. Gleichzeitig wurde uns unsere legale Existenz verwehrt: Wir dürfen nicht arbeiten, unsere Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt und mit unerlaubten Abschiebeandrohungen setzen sie uns schon so viele Jahre lang unter Druck.
Wir kritisieren die zuständigen Behörden dafür, dass sie unsere psychischen Krankheiten und andere Beeinträchtigungen nicht berücksichtigen. Diese sind entstanden durch den Zwang, dort, in den höchst isolierten Flüchtlingslagern Friedersdorf und Marke für so viele Jahre zu leben. Sie nennen es „Situation“.
Wir fordern die zuständigen Verantwortungsträger auf, den Vertrag zu beenden und die Nutzung der höchst isolierten Lager in Friedersdorf und Marke zu verbieten. Diese Lager tragen zu unserer Zerrüttung und Traumatisierung bei, ungeachtet der psychischen Krankheiten, die uns im Landkreis Bitterfeld zugefügt wurden.
Wir fordern und verlangen von den zuständigen Verantwortungsträgern, alle Flüchtlinge dezentral in privaten, sich in Städten befindenden Wohnungen unterzubringen und uns damit zu garantieren, keinen Diskriminierungen mehr ausgesetzt zu sein.
Die zerstörerischen Lager Friedersdorf und Marke schließen!
Für eine menschenwürdige Behandlung!
Alle Flüchtlinge schützen! Unser Schutz ist nicht unser Privileg, es ist eure Pflicht!
Abschiebeandrohungen stoppen! Stopp unseres Lebens in Gefahr zu bringen!
Schluss mit dem Verwehren von Arbeitserlaubnissen für uns Flüchtlinge!