Unterstützt den Offenen Brief der Flüchtlinge im Lager in Möhlau (Landkreis Wittenberg)

Seit mehreren Wochen sammeln die Flüchtlinge im Lager in Möhlau Unterschriften für einen Offenen Brief (siehe unten), in dem sie ihre katastrophale Lebenssituation beschreiben und die Schließung des Lagers und ein menschenwürdiges Leben fordern. Unterstützt den Offenen Brief und unterschreibt ihn ebenfalls.

Zur Aktuellen Situation in Möhlau

In Möhlau fanden mehre Treffen statt, in denen die Situation beschrieben wurde. Durch die Treffen wurden immer mehr erschreckende Missstände und die katastrophalen Folgen offensichtlich. So verstarb letzte Woche Montag eine Frau im Lager Möhlau. Sarah war 48 Jahre alt geworden und aus dem Irak geflohen. Ihre Asche kehrte inzwischen in den Irak zurück. Weitere Flüchtlinge verstarben während ihrer langjährigen erzwungenen Aufenthalte im Lager Möhlau. Einige wurden, da ihre Herkunft nicht geklärt war, z.B. in Halle beigesetzt. Die Flüchtlinge können die Gräber -soweit sie wissen wo diese sind- ihrer Angehörigen nicht besuchen, da sie nur Taschengeld und Gutscheine erhalten und so die Fahrt nach Halle nicht bezahlen können.
Mehrere ältere, chronisch kranke Flüchtlinge müssen im Lager in Möhlau leben. Sie werden permanent medizinisch unterversorgt, können u.a. durch fehlende Übersetzung die Diagnose ihrer Krankheit nicht verstehen. Sie berichten davon, dass während bei akuten Krankheiten "nur" 3 bis 4 Tage auf einen Krankenschein gewartet werden muß, bei ihnen es teilweise Monate dauert, bis sie einen Termin bekommen. Durch den Tod von Sarah machte sich insbesondere bei den Älteren eine Panik breit.

Es fanden mehreren Selbstmordversuche im Lager in Möhlau statt.

Nach einem Treffen wurde ein Protestbrief veröffentlicht. Daraufhin wurde ein Aktivist aus Möhlau von der Polizei vorgeladen.

Bericht des Betroffenen zu seiner polizeilichen Vorladung in Wittenberg am 28.04.2009:

Aufgrund des Protokolls vom The VOICE und Karawane Treffen in Möhlau, wurde ich von der Polizei vorgeladen. In Reaktion auf ihre Fragen informierte ich sie darüber, dass die Flüchtlinge, die in The VOICE Refugee Forum und der Karawane organisiert sind, das Recht haben, ihre Gefühle auszudrücken und Protest zu zeigen und damit auch das Recht haben, sich durch schreiben auszudrücken in Form eines Protestbriefes.
Dazu meinten sie das ein Protest genau benannt werden muss und mit Datum beim Ordnungsamt registriert wird. Sie fragten mich in welcher Sprache ich jenes Protokoll für das Voice und Karawane Treffen geschrieben hatte, worauf ich ihnen antwortete das, dass Original in Englisch geschrieben wurde und jemand Unbekanntes die deutsche Übersetzung vorgenommen hatte.

Darüber waren sie enttäuscht, denn sie dachten ich hätte das Protokoll übersetzt, weil es einen Übersetzungsfehler mit dem Wort "gequält" gäbe, welches nicht in dem englischen Originaltext vorkäme.
Zum Schluss sagte ich ihnen noch das wir von der Voice e.V. und der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen stehen und wenn es noch weitere Fragen geben sollte, sie mit meinem Anwalt in Verbindung treten müssen.

Kontakt Person und Sprecher,
Salomon Wantchoucou aus (Benin Republik in West Afrika)
in Flüchtlingsheim Möhlau
Tel.Handy 0049 - (0)174 3529066

Angesichts der oben beschriebenen Zustände im Lager in Möhlau hat der Landkreis Wittenberg viel zu vertuschen, die "Einladung" der Polizei und die wegen eines Protestbriefs eingeleiteten Ermittlungen sprechen für sich!

Bitte schickt die unterschriebenen Listen an:

no lager halle
Ludwigstr. 37
06110 Halle/S.

Der unterschriebene Offene Brief wird der Ausländerbehörde Wittenberg in einer öffentlichen Aktion übergeben.

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Ausländerbehörde Wittenberg

Offener Brief

Wir Flüchtlinge protestieren gegen unsere Lebensbedingungen im Heim in Möhlau (Landkreis Wittenberg)

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind Asylbewerberinnen und Asylbewerber aus Benin, China, Kosovo, Sierra Leone, Syrien und anderen Ländern und sind im Asylheim in Möhlau, Landkreis Wittenberg, untergebracht. Unsere Lebensbedingungen sind nicht menschenwürdig und wir leben schon seit bis zu 15 Jahren in der ehemaligen NVA-Kaserne in Möhlau.

So sieht unser Leben auf dem abgelegenen Kasernengelände in Möhlau aus:

• Die Mittel, die uns zum Leben zur Verfügung stehen, liegen dauerhaft unterhalb des Existenzminimums.
• Wir können uns nicht frei bewegen.
• Wir haben keine Perspektive und können uns auch keine erarbeiten.
• Die medizinische Versorgung ist absolut unzureichend.
• Unser Familienleben wird schwer beeinträchtigt.
• Wir werden zur Zielscheibe rassistischer und rechtsextremer Übergriffe.
• Die Ausländerbehörde scheint nur ein Ziel zu verfolgen, nämlich unsere Abschiebung.

Im Einzelnen:

Für den Lebensunterhalt bekommen die meisten von uns monatlich 2 Gutscheine à 66 Euro, die jeweils auf einmal eingelöst werden müssen, und zwar in vorgeschriebenen Supermärkten (Kaufland in Dessau, Penny), sowie monatlich 20 Euro Taschengeld. Dies gilt für Alleinstehende - eine Mutter und ihre jugendliche Tochter erhalten z.B. zusammen monatlich nur 30 Euro Taschengeld.Die wenigen, die ihren Lebensunterhalt in bar erhalten, sind ständig davon bedroht, bei der kleinsten Verfehlung ebenfalls nur noch Gutscheine plus Taschengeld zu bekommen.

Von Möhlau aus gibt es nur eine einzige öffentliche Verkehrsverbindung, nämlich einen Bus, der morgens und nachmittags fährt (für die Kinder der Schulbus). Ansonsten müssen wir mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen.

Urlaubsscheine, d.h. Genehmigungen zum Verlassen des vorgeschriebenen Aufenthaltsbereiches z.B. für Besuche bei Familie und Freunden, werden nicht erteilt. Bei nicht genehmigten Reisen werden unter Umständen 300 Euro Bußgeld fällig.

Die Duldung (Aussetzung der Abschiebung aufgrund von Abschiebehindernissen) wird nur für jeweils drei Monate erteilt. Dies versetzt uns in einen Zustand dauerhafter Unsicherheit. Eine Wohnung und eine Arbeit zu finden ist unter diesen Umständen sowieso kaum möglich.

Allerdings hat auch niemand von uns eine Arbeitserlaubnis.

Wenn ein Arztbesuch nötig ist, muss folgende Prozedur eingehalten werden: Zuerst muss beim Arzt ein Termin vereinbart werden. Dann muss dieser Termin dem Sozialarbeiter im Lager mitgeteilt werden. Dieser stellt bei der Ausländerbehörde einen Antrag. Die Bewilligung dauert mindestens 3 bis 4 Tage und gilt nur an diesem einen Tag, für den der Termin vereinbart wurde. Bei akuten Fällen dauert das zu lange, sodass wir Flüchtlinge selbst bezahlen müssten, was wir nicht können, sodass die Behandlungen nicht stattfinden bzw. Medikamente nicht erworben werden können (so z.B. bei einer an Diabetes erkrankten Frau).

In mehreren Fällen verhindert die Ausländerbehörde das Zusammenleben von Familienmitgliedern. Teilweise müssen wir in unterschiedlichen Asylheimen leben. In anderen Fällen haben jüngere Familienmitglieder einen Aufenthaltstitel und dürfen ihre Eltern nicht bei sich wohnen lassen -- diese müssen im Asylheim bleiben.

Teilweise werden für hier geborene Kinder keine Geburtsurkunden ausgestellt (zuständig: Ausländerbehörde und Standesamt).

Aufgrund von rechtsextremen Übergriffen auf Kinder mussten diese die Schule wechseln. Auch Erwachsene werden Ziel rassistischer Pöbeleien und Angriffe.

Die Ausländerbehörde verlangt von uns, dass wir Papiere und Dokumente aus unseren Herkunftsländern beibringen, damit wir einen Aufenthaltstitel erhalten können. Das müssen wir selbst zahlen, sodass wir das oft nicht leisten können, und wenn doch, dann wird damit nicht der Asylantrag bearbeitet, sondern im Gegenteil unsere Abschiebung vorangetrieben. Mehrere von uns Flüchtlingen haben eine Ausreiseaufforderung erhalten, andere haben bereits einen Termin für die Abschiebung. In mehreren Fällen ist die Grundlage dafür das deutsch-syrische Abschiebeabkommen von Anfang dieses Jahres.

Wir fordern ein normales, menschenwürdiges Leben für Asylbewerberinnen und Asylbewerber!

Wir wollen in eigenen Wohnungen leben, wir wollen selbst entscheiden, was und wo wir einkaufen! Wir wollen Bargeld und wir wollen eine Arbeitserlaubnis, um das Geld selbst zu verdienen.

Wenn wir krank sind, wollen wir direkt zum Arzt gehen können.

Wir wollen mit unserer Familie zusammenleben und Freunde treffen können. Wir möchten nicht länger isoliert in einer ehemaligen Kaserne leben.

Und wir wollen nicht in die Länder abgeschoben werden, aus denen wir geflohen sind, weil uns dort Gefahr droht!

Kontakt:
Salomon Wantchoucou im Flüchtlingsheim
Tel. 0049 - (0)174 3529066

Offener Brief als PDF
UnterstützerInnen Unterschriften-Liste als PDF

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Der Offene Brief wird von folgenden Organisationen unterstützt:

Antirassistische Initiative Berlin e.V.
Flüchtlingsinitiative Berlin Brandenburg
Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigratInnen e.V.
The Voice Refugee Forum e.V.

weitere Informationen zum Lager in Möhlau:

22/04/2009 Protestbrief aus dem Lager in Möhlau mehr lesen (htm)
05/04/2009 Letter of Protest from the Lager in Möhlau mehr lesen (htm)
10/03/2009 "GUTSCHEIN" -- STOP IT NOW! Aufruf von Salomon aus Möhlau mehr lesen (htm)
03/03/2009 Interview mit Salomon freie-radios.net
06/02/2009 Der Protest des VOICE Refugee Forums und Bilder von Salomon W. mehr lesen (htm)
11/11/2008 Sachsen-Anhalt versucht Beniner nach Nigeria abzuschieben the caravan
05/10/2008 Stoppt das koloniale Erbe! Nigerianische Aktivisten protestieren gegen Abschiebung the voice forum
17/08/2008 Halberstadt: Nigerianische Abschiebeanhörungen. Vom 12. August bis 14. August wurden AsylberwerberInnen aus der gesamten BRD in der GU-ZAST der nigerianischen Botschafts­delegation vorgeführt. mehr lesen (htm)

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