30.09.09
Isolationslager: Infos von der Flüchtlingsinitiative
Die Flüchtlingsinitiative Möhlau nahm am Runden Tisch am 29.09.2009 gegen 18Uhr in Wittenberg zusammen mit anderen Initiativen und Gruppen teil. Die Diskussionen konzentrierten sich darauf, wie die Situation der Flüchtlinge in Möhlau (Kreis Wittenberg) verbessert werden könnte und auf die Schließung des Lagers, von dem die Mehrheit der Menschen erkannt hat, dass es nicht dazu geeignet ist, Flüchtlinge dort für viele Jahre zu halten.
Während der Diskussion analysierten wir unsere politischen Positionen und Strategien, wie die friedliche Aufmerksamkeit der Menschen vergrößert werden könnte, wobei wir als Flüchtlingsinitiative gleichzeitig die Gelegenheit hatten, einer kompetenten Obrigkeit, die für das Lager Möhlau verantwortlich ist, in einer friedlichen Annäherung die Details unserer Leiden und Kämpfe offen zu legen.
Wir legten fest, dass die öffentliche Debatte mit der dafür zuständigen Autorität am 3. November 2009 in Wittenberg stattfinden soll.
Der nächste Runde Tisch ist am 27.10.2009 geplant.
Notiz: Wir dachten, das Treffen hätte gestern stattfinden sollen, jedoch wurden wir informiert, dass doch heute stattfindet.
Protokoll
Die Flüchtlingsinitiative Möhlau (Kreis Wittenberg)
Die Flüchtlingsinitiative Möhlau (Kreis Wittenberg) ist eine Initiative von Flüchtlingen, die sich selbstständig zusammenfanden, um ihre Gefühle auszudrücken und das, worunter sie leiden, offenzulegen. Dieses Leiden wird direkt ausgelöst von den Entscheidungen der lokalen Obrigkeiten, die da wären das Sozialamt und die Ausländerbehörde, unter deren Obhut die Flüchtlinge ohne Perspektiven leben. Sie sind die Opfer, sie erlebten und leiden noch immer unter der fürchterlichen Behandlung der Autoritäten des Lagers Möhlau.
Die Flüchtlingsinitiative Möhlau (Kreis Wittenberg) beschäftigt sich mit der systematischen Zerstörung der Zukunftsperspektiven und Ambitionen unschuldiger Flüchtlinge und MigrantInnen, die in verschiedenen Kreisen Sachsen-Anhalts leben, sowie auch diejenigen, die im Kreis Wittenberg leben. Der Umgang ist vergleichbar mit dem in anderen Landkreisen und beinhaltet beispielsweise folgende Punkte:
1. Wie ihr alle wisst, befindet sich das Lager Möhlau völlig isoliert, inmitten von Wald, und die Lage des Lagers belastet die Flüchtlinge sehr, die dort für viele Jahre ihrem Schicksal überlassen werden. Gleichzeitg haben die Flüchtlinge kein Recht auf Geld, besonders afrikanische Flüchtlinge. Nicht nur, dass ihnen der Zugang zu Geld verwehrt wird, die Flüchtlinge haben auch keine Einkaufsmöglichkeiten in ihrer Nähe, wo sie bequem einkaufen gehen könnten, was sie brauchen. Stattdessen müssen sie mit ungerechten Marken, genannt Gutscheine, einkaufen gehen.
Einige andere Landkreise haben erkannt, dass das Gutscheinsystem inhuman ist, schafften es ab und fanden andere Alternativen. Das sollte dem Landkreis Wittenberg ein gutes Beispiel sein, über das es nachzudenken sich lohnt.
2. Während der Winterzeit ist es bei sehr niedrigen und eisigen Temperaturen nicht auszuhalten in Möhlau. Zu der niedrigen Temperatur kommt, dass es keine Zugverbindung für Möhlau gibt und der unregelmäßig fahrende Bus, der erreichbar wäre, es den Flüchtlingen schwer macht, sich darauf einzurichten. Es mit dem Fahrrad zu versuchen bei dem kalten Wetter ist auch keine Lösung, eher könnte es Gesundheitsrisiken nach sich ziehen, die chronische Erkrankungen hervorrufen und nicht geheilt werden können und letztendlich zum Tode führen können.
Flüchtlinge kritisieren die hygienischen Bedingungen des Lagers Möhlau, außerdem ist es weithin bekannt, dass die Infrastruktur des Gebäudes selbst sehr alt ist und in einer isolierten Gegend gebaut wurde, nur Sträucher befinden sich rings um die Flüchtlinge. Das führt zu einer Ratten- und Mäuseinvasion. Die Flüchtlinge kämpfen gegen die Mäuseinvasion und sogar Schlangen wurden schon gesichtet.
Die Flüchtlinge fühlen sich unsicher und haben Angst, dass sie angegriffen werden könnten mitten im Wald, wo alles Mögliche geschehen kann.
Auch Familien haben unter diesen Dingen zu leiden. Kinder unterschiedlichster Herkunft wurden unschuldig gebrandmarkt und werden behandelt wie Kriminelle, allein weil sie Flüchtlinge sind.
Die Flüchtlingsinitiative kritisierte diese unmenschlichen Bedingungen, protestierte dagegen und wird auch weiterhin im Landkreis Wittenberg dagegen protestieren, solange diese Art und Weise des Umgangs mit Flüchtlingen fortbesteht. Zum Beispiel ist es generell auch unter Flüchtlingen bekannt, dass der Landkreis Wittenberg selten einer Bleibeerlaubnis zustimmt, selbst die "Kettenduldung", die einige erhalten könnten nach bundesdeutschem Bleibegesetz wird denjenigen verwehrt. Besonders Afrikaner werden Opfer dieser Vorgehensweise.
Die Flüchtlingsinitiative Möhlau signalisiert und verlangt nach Veränderung, dankt gleichzeitig allen Menschenrechtsgruppen und AktivistInnen, Politikern, Assoziationen und Organisationen, die dafür sorgen, dass die unschuldigen Flüchtlinge unterstützt werden können, mit dem Ziel die menschliche Würde wieder anzuerkennen. Sie haben die Schwierigkeiten, in die die Flüchtlinge hinein gezwungen wurden, erkannt, nämlich ein Leben ohne Bewegungsfreiheit, ohne Arbeit und ausgeschlossen vom öffentlichen Leben ohne Integration.
Wir, die Flüchtlingsinitiative, fordern die Abschaffung des Deportationssystems von Flüchtlingen in Länder, wo deren Leben in Gefahr waren und immer noch sind, in Länder, aus denen sie geflohen sind. Die Durchführung dieser Deportationen hat die Ermordung unschuldiger Flüchtlinge zur Folge.
Wir, die Flüchtlingsinitiative fordern, dass unsere Rechte dieselben werden, wie die der Bürger und Bürgerinnen Deutschlands:
• unser Recht zu arbeiten
• unser Recht auf Bewegungsfreiheit
• unser Recht auf Integration
• unser Recht darauf, in Frieden zu leben, ohne von irgendwem terrorisiert zu werden
• das Recht, als staatenloser Flüchtling anerkannt zu werden auf Grundlage der Konventionen der Vereinten Nationen
• die Anerkennung der Würde der Flüchtlinge und Respekt
• ein Ende der Kriminalisierung von Flüchtlingen
• Fairness bei der Interpretation von Gesetzen
Diese Gründe sind einige jener, warum wir aufgeschrien haben und wir sollten nicht still sein, solange es keine Veränderung gibt. Wir fordern Solidarität.