Fr, 22.01.10 - 20 Uhr, Infoladen, Ludwigstr. 37/Halle
Vortrag von Lou Marin "Zeiten des Kampfes Das Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC)
- und das Erwachen des afro-amerikanischen Widerstands in den sechziger Jahren"

Cover des Buches über den SNCC Lou Marin übersetzte das Buch von Clayborne Carson.

Entstanden war das SNCC fast zufällig, und zwar in einem Restaurant in Greensboro, North Carolina: Vier schwarze Collegestudenten setzten sich (am 1. Februar 1960) an die Theke, die nur für Weiße reserviert war, und baten, bedient zu werden. Als ihnen das nach den Vorschriften der Rassentrennung verweigert wurde, blieben sie sitzen, einfach sitzen. Dieses »Sit-in« war wie ein Fanal, das in Windeseile von unzähligen weiteren schwarzen Studenten in den Südstaaten aufgenommen wurde: Eine Massenbewegung schwarzer Studenten zur Abschaffung der Rassentrennung war geboren.

Das Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC) zählt zu den bedeutendsten Organisationen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA. Seine Kampagnen und direkten gewaltfreien Massenaktionen in den sechziger Jahren spitzten die Kämpfe der US-amerikanischen Schwarzen gegen die rassistische Diskriminierung zu und trieben sie voran. Clayborne Carson beschreibt erstmals die gesamte Entwicklungsgeschichte des SNCC: Die Erfolge in den Anfangsjahren, als die AnhängerInnen des SNCC aus religiösen oder moralischen Motiven den Glauben in die Kraft der gewaltfreien direkten Aktion und den graswurzelrevolutionären Organisationsansatz teilten. Mit "Sit-Ins", "Freiheitsfahrten" und den Kampagnen zur Eintragung in die WählerInnenlisten griff die Organisation das System der Segregation in den Südstaaten an. Das SNCC stellte in dieser Zeit die dominierende Rolle von Martin Luther King in der Bürgerrechtsbewegung konstruktiv in Frage.

Im Laufe der sechziger Jahre wurden diese gewaltfreien Strömungen - einige von ihnen waren durch libertär-gewaltfreie Ideen geprägt - zurückgedrängt. Das SNCC wurde schließlich von AnhängerInnen eines militanten, separatistischen schwarzen Nationalismus dominiert. Carson stellt diese Entwicklung des SNCC im Gegensatz zu anderen Autoren, deren Bücher zur Geschichte des Widerstands der Schwarzen in deutscher Übersetzung erschienen sind, keineswegs als einen geradlinigen Prozeß der Radikalisierung, sondern vielmehr als Zerfall einer ehemals starken und einflußreichen Organisation dar.

Zeiten des Kampfes ist aber nicht nur die Geschichte einer Organisation der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, die in der deutschsprachigen Literatur bislang kaum wahrgenommen wurde. Es ist auch ein Lehrstück über Erfolge und Abwege sozialer Bewegungen.

Carson war selbst Mitglied im SNCC und ist heute Professor für Geschichte an der Stanford University und Direktor des Martin Luther King, Jr., Papers Project. Für sein Buch wurde er von der Organization of American Historians ausgezeichnet.

Vorwort von Lou Marin
Einleitung von Clayborne Carson
Rezensionen

In English
Umfangreiche Darstellung des SNCC bei en.wikipedia.org
SNCC 1960-66: six years of the Students Nonviolent Coordination Comitee SNCC Project Group

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