18.03.10
Aktuelles zum Lager Möhlau - Wie wird der Landkreis Wittenberg entscheiden?
Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern müssen im Lager oder
"Gemeinschaftsunterkunft" Möhlau, 1,5 km außerhalb der Ortschaft,
leben. Die Lebensbedingungen sind katastrophal: Völlige
Abgeschiedenheit außerhalb der Ortschaft ohne ausreichende
Verkehrsanbindung (Busse fahren nur selten am Tag) bestimmt den Alltag.
Auf dem ehemaligen Kasernengelände befinden sich 10 größere Gebäude und
mehrere kleine. 9 größere Gebäude stehen leer und rotten ungesichert vor
sich hin. Das einzig bewohnte Gebäude ist ein alter 5stöckiger
Plattenbau mit 8 Eingängen. Der hinterste Eingang "Block 8" steht
ebenfalls leer. Die 7 vorderen Blöcke sind bewohnt.
Pro "Block" gibt es nur eine Gemeinschaftsküche mit 3-4 Herden, von denen nur einige
funktionieren. In wenigen dieser Gemeinschaftsküchen gibt es
Arbeitsflächen oder sonstige Einrichtungsgegenstände, die zum Kochen
genutzt werden können.
"Alleinreisende" Flüchtlinge wohnen in kleinen Einzelzimmern oder müssen
sich diese teilen, ohne eigenes Bad. Die Familien haben 2- oder
3-Raum-Wohnungen mit Bad und einem Raum, in dem viele eine Küche
improvisiert haben.
Alle Bäder haben kein Fenster, so kann die Feuchtigkeit nicht abziehen,
Schimmelbefall ist die Folge. Auch in einigen Wohnbereichen schimmelt
es. Ratten und Kakerlaken besiedeln alle Wohnbereiche.
Die Flüchtlinge haben sich seit einiger Zeit organisiert und kämpfen für die Verbesserung ihrer Lebensumstände. Durch die öffentliche Aufmerksamkeit sah sich der Kreistag Wittenberg genötigt, sich mit den Lebensumständen der Flüchtlinge im Lager Möhlau zu befassen. Die Kreisverwaltung legte dem Kreistag eine erste Berechnung vor. Da Letztere völlig unzureichend war, bildete der Kreistag eine "AG Möhlau" aus Vertretern der Fraktionen und der Kreisverwaltung des Landkreises.
Die erste Berechnung der Kreisverwaltung legte einfach die
Hartz-IV-Höchstsätze für Wohnraum, Nebenkosten und Heizkosten zu
Grunde, obwohl die Flüchtlinge generell nur gekürzte Sozialhilfe (180 €)
erhalten. Diese Höchstsätze sind weit über den Mieten in Wittenberg und
im Landkreis, das alle Flüchtlinge den Höchstsatz an Wasser, Strom und
Heizkosten verbrauchen ist ebenfalls sehr unrealistisch. Obendrein
wurde zu Grunde gelegt, das alle "alleinreisenden" Flüchtlinge in eine
eigene Wohnung ziehen würden.
So war es der Kreisverwaltung möglich eine Berechnung zu erstellen, bei
der die Unterbringung aller Flüchtlinge dezentral in Wohnungen deutlich
teurer sein könnte als im Lager Möhlau.
Das nächste Treffen der "AG Möhlau" findet ohne Beteiligung der Flüchtlinge am 25.03.2010 statt.
Gleichzeitig wird in Wittenberg am 25.03.2010 ein Aktionstag für die Schließung des Lagers Möhlau ab 14.30 an der Schlosskirche und ab 15 Uhr auf dem Markt von dem Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt und der Flüchtlingsinitiative Möhlau veranstaltet.