Zum Tod von John William,
Flüchtling im Abschiebelager Halberstadt
von Karawane UnterstützerInnen Gruppe Halle/S. - 26.06.2004
John William wurde im Juli 2002 in das Abschiebelager Halberstadt eingewiesen, im Sommer 2003 mußte er Arbeitsstunden leisten, da er außerhalb von Halberstadt kontrolliert wurde (verschärfte Residenzpflicht auf das Stadtgebiet Halberstadt) und zu einer Strafe bzw. Arbeitsstunden verurteilt wurde.
Während des Sommers zeigten sich die ersten schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen, er verlor zeitweise das Augenlicht. Ein Arzt in Halberstadt wollte ihn ins Krankenhaus einweisen. Dies wurde von dem Sozialamt der ZASt Halberstadt verweigert.
Ende letzten Jahres verschlechterte sich sein Gesundheitszustand dramatisch und er verlor sein Sprachvermögen. Nicht die in der ZASt arbeitenden Sozialarbeiter, sondern Flüchtlinge aus dem Abschiebelager Halberstadt riefen darum den Notarzt. Er wurde daraufhin für einige Tage ins Krankenhaus Halberstadt eingewiesen.
Anfang diesen Jahres wurde er wieder in das Krankenhaus eingewiesen, von dort in ein weiteres Krankenhaus umverteilt und schließlich als komatöser Patient in die Uniklinik Halle-Dölau eingeliefert. Es wurde ein Zerfall der Gehirnstruktur festgestellt. Seine Krankheit konnte nicht diagnostiziert werden, die Löcher in seinem Gehirn vergrößerten sich.
Von der Uniklinik wurde er im März in das Pflegeheim Klostermeindorf bei Saalfeld gebracht.
Flüchtlinge, die mit ihm im Abschiebelager lebten, erfuhren nichts über seinen Verbleib. Sie sprachen deshalb deutsche UnterstützerInnen an, die im Mai diesen Jahres bei seinem Anwalt nachfragten. Der Anwalt wurde über keine der Vorgänge um seinen Mandanten informiert und erkundigte sich bei der Ausländerbehörde Anhalt-Zerbst nach dem Verbleib von John William. Diese verweigerte ihm die Auskunft. Nachdem der Anwalt die Ausländerbehörde unter Druck setzte, mußte sie seine Mandantschaft anerkennen und schickte diese Woche einen lapidaren Brief mit der Information "Ihr Mandant ist am 04.04.04 verstorben".
Der Sozialarbeiter, der die Flüchtlinge im Abschiebelager Halberstadt im 4. Stock des Blocks A "betreut", hat im April das Zimmer des Verstorbenen ausgeräumt, sein persönlicher Besitz ist verschwunden. Die Freunde von John William wurden erst jetzt vom Tode Johns informiert, nicht durch den Sozialarbeiter.
Wohin John Williams sterbliche Überreste gebracht wurden, ist unbekannt.
An was für einer Kankheit John William gestorben ist, ob sie ansteckend ist, welche Risiken sich für die anderen Flüchtlinge ergeben, wird sich wohl kaum noch klären lassen, oder gab es eine Obduktion?
Das Verschwinden eines der Flüchtlinge aus dem Abschiebelager Halberstadt dürfte die katastrophale Lebenssituation der Flüchtlinge in dieser Einrichtung beängstigend illustrieren. Der menschenunwürdige Umgang mit einem über 50-jährigen schwerkranken Menschen, die Aushebelung der rechtsanwaltlichen Vertretung und die Mißachtung seiner Leidensgenossen läßt nur eine Forderung zu:
Sofortige Schließung des Abschiebelagers Halberstadt.
Außerdem müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden!
P.S.
Das Innenministerium weist in seinen unter Verschluß gehaltenen Erlassen immer wieder auf die gute Betreuung in der Ausreiseeinrichtung in der GU-ZASt Halberstadt hin.
Das Abschiebelager Halberstadt soll auf 250 Menschen aufgestockt werden, und die Menschen mit "blauem Ausweis"* sollen von den Menschen in der ZASt räumlich separiert werden.
Die Bilanz von 2 1/2 Jahren Abschiebelager in Sachsen-Anhalt sind katastrophal genug, über 50 Illegalisierungen, mangelhafte bis keine medizinische Versorgung und ein Toter.
Stoppen Sie diese Wahnsinnspläne und schließen Sie das Abschiebelager umgehend!!
!Weitere Informationen folgen!
*selbstbezeichnung der Flüchtlinge im Abschiebelager Halberstadt